Die Vorteile der Umstellung liegen für Simon Sonntag auf der Hand. Digitalfunk biete eine von Hintergrundgeräuschen abgeschirmte Kommunikation. Außerdem: „Wir haben eine deutlich bessere Stimmübertragung, die Geräte sind endverschlüsselt und somit abhörsicher.“ Beim Analogfunk dagegen ist es ein Kinderspiel mitzuhören. „Nicht selten sind deshalb bei Einsätzen ungebetene Zuschauer noch vor dem Rettungsdienst vor Ort“, veranschaulicht Simon Sonntag dies an einem Beispiel. Digitalfunk hat dazu eine deutlich höhere Reichweite. Außerdem kann bei einem Großschadensfall für die Einsatzkräfte eine Betriebsgruppe im Funkbetrieb eingerichtet werden, der Regelbetrieb kann ungestört weiterlaufen, was mit der analogen Technik nicht möglich ist.
Einbau im laufenden Betrieb
Hört sich alles nachvollziehbar an. Doch wie kommt der digitale Funk in die vielen Einsatzwagen des DRK-Kreisverbands und wie wird die neue Technik in Betrieb genommen? Immerhin gilt es 27 Fahrzeuge mit einem je festverbautem Funkgerät und insgesamt 47 Handfunkgeräten auszustatten. Neben Rettungswagen, Mannschafts- und Krankentransportwagen handelt es sich auch um die Fahrzeuge der Hundestaffel oder der Kreisbereitschaftsleitung. Simon Sonntag hat recherchiert, organisiert, geplant und in Absprache mit der Geschäftsführung Geräte bestellt. Plötzlich sah sich der Projektverantwortliche für einen Betrag von knapp 130.000 Euro verantwortlich.
Ohne öffentliche Fördermittel
Anders als etwa Bayern, das 50 Prozent bezuschusst, unterstützt weder das Land Baden-Württemberg noch der Bund die Umstellung auf Digitalfunk finanziell. „Das ist heftig, wenn man bedenkt, welche Kosten pro Fahrzeug entstehen“, erläutert Alfred Bosch, Verantwortlicher Katastrophenschutz beim DRK-Kreisverband Ravensburg. Der Kreisverband hat sich daher bereiterklärt, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Die anderen 50 Prozent muss die jeweilige Ortsgruppe selbst tragen, was nicht unerheblich auf das eigene Budget drückt.
Die festen Geräte wurden bereits von einem Fachbetrieb verbaut. Da dies im laufenden Bereitschaftsbetrieb zu geschehen hatte, hieß das für Sonntag, den Einbau der Geräte genau zu takten, die dann jeweils für etwa einen Tag nicht zur Verfügung standen. Die Handfunkgeräte installiert nach und nach eine eigens zusammengestellte Arbeitsgruppe auf DRK-Kreisebene. Zu guter Letzt müssen die rund 480 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer eine Geräteeinführung erhalten sowie in Sachen Sprachfunk fortgebildet werden.
Umfangreiches Projekt gestemmt
Das Projekt umfasst auch die Anschaffung sogenannter Poolgeräte, die der DRK-Kreisverband komplett finanziert. Die 15 Handfunkgeräte werden in der Zentrale in der Ulmer Straße gelagert. Ortsgruppen, Helferinnen und Helfer haben für Großveranstaltungen wie dem Ravensburger Rutenfest, dem Weingartner Blutritt oder an Fasnet Zugriff, um sie zu nutzen.
„Es ist eins meiner großen Projekte“, meint Sonntag nicht ohne Stolz und vergisst nicht zu erwähnen, dass er durch Rolf Schönebeck und weitere Kollegen und Kolleginnen wichtige Unterstützung erfahren hat. Die Umstellung auf Digitalfunk soll bis Ende kommenden Jahres vollzogen sein.